Jacob Grimm: "Ich habe dort den frischesten und glücklichsten Teil meines Lebens zugebracht".-Die Brüder Grimm und Steinau
Nach eigenen Worten verlebten die Grimms in Steinau "eine schöne Kindheit, deren Eindrücke zeitlebens für sie unvergeßlich waren". So schreibt Jacob Grimm: "In meiner Heimat haften, das fühle ich, meine lebhaftesten Triebe und Anregungen. Ich habe dort den frischesten und glücklichsten Teil meines Lebens zugebracht". Als ihre eigentliche Heimat haben Jacob und Wilhelm Grimm stets Steinau angesehen. Steinau hat sich sein Gesicht bewahrt, auch heute noch wäre es den Grimms vertraut.
Die Brüder Jacob und Wilhelm Grimm lebten als Kinder in Steinau an der Straße. Die Familie der Brüder Grimm war lange vorher in Steinau an der Straße ansässig. Ihr Urgroßvater, Friedrich Grimm, war als Kircheninspektor tätig. Der Großvater, Pfarrer Friedrich Grimm, predigte von 1730 bis 1777 als reformierter Pfarrer in der Steinauer Katharinenkirche. Ihr Vater, Philipp Wilhelm Grimm, wirkte zunächst in Hanau in Diensten der Landgrafen von Hessen-Kassel. Im Februar 1783 heiratete er dort Dorothea Zimmer, die Tochter eines Hanauer Kanzleirats.
1791 zog die Familie des Amtmanns Philipp Wilhelm Grimm von Hanau, wo er bisher unter anderem als Hofgerichtsadvokat gearbeitet hatte, in seine Heimatstadt Steinau, in das damals schon über 200 Jahre alte Amtshaus. 1796 starb der Amtmann Grimm, kurze Zeit darauf zog die Witwe Dorothea Grimm mit ihren sechs Kindern ins Huttensche Hospital, das seinerzeit das Armenhaus der Stadt war. Grund dafür war, dass der neue Amtmann mit seiner Familie in das Amtshaus einziehen musste. Kurze Zeit später konnte die Witwe Grimm eine Haushälfte der Alten Kellerei erwerben, wohin sie mit ihren Kindern zog. 1798 verließen Jacob und Wilhelm Grimm Steinau, um das Lyceum Friedericianum (heute Friedrichsgymnasium) in Kassel zu besuchen.
Auf dem Marktplatz vor dem Rathaus, wo Jacob und Wilhelm Grimm als Kinder gerne spielten, wurde zu ihren Ehren 1985 der Märchenbrunnen errichtet.
Heute lädt das ehemalige Amtshaus als Museum Brüder Grimm-Haus dazu ein, die Spuren ihres Lebens und Wirkens sowie die weltbekannten Märchen zu entdecken. In der ehemaligen Amtshofscheune (dem Amtshaus direkt gegenüber), die ein beliebter Spielplatz der Grimm-Kinder war, befindet sich heute das Museum Steinau …das Museum an der Straße, welches das Reisen auf der Alten Handelsstraße Frankfurt-Leipzig zum Thema hat.
Der zeichnerisch begabte Bruder Ludwig Emil Grimm ging 1803, wie zuvor seine Brüder, für eine bessere Ausbildung nach Kassel. Dort studierte er Malerei. Die Mutter Dorothea Grimm blieb mit den Söhnen Karl, Ferdinand und der Tochter Charlotte bis 1805 in Steinau. Dann zog sie gleichfalls nach Kassel, wo die Familie wieder vereint war.
Zeitlebens erinnerten sich die Brüder Grimm gerne an Steinau und hielten den Kontakt zu ihrer Heimatstadt.